26.04.16 B1 Ampen Jochen Gottwald

Jochen Gottwald zeigt die bedruckten Jute-Tasche © Strumann

Soest - Mit Aufklebern und Protestbriefen haben Anrainer bereits ihren Unmut über das Aus der B1 zum Ausdruck gebracht. Jetzt aber kommt richtig Musik in den Aufruhr.

Der Soester Bandleader Jochen Gottwald bereitet gerade ein Video und den Musiktitel „An meiner Straße Ampen B1“ vor. Für die Aufnahmen auf buchstäblich offener Straße soll im Juni sogar der Verkehr angehalten werden. „Mit der B1 bin ich groß geworden“, erzählt der 76-Jährige. Seinen Vater und seine drei Geschwister hatte es nach dem Krieg und dem Tod der Mutter ins O-Lager verschlagen –– nur einen Steinwurf von der B1 entfernt. Später hat er dann neben der Straße Fußball gespielt, als auf dem Schützenhof noch gepöhlt wurde.

"Danach ging’s zum Kirschenklauen nach Ampen.“ Und später als Stadtgärtner kam er immer wieder hier lang, um nach den Rabatten zu sehen. So wie vielen Ampern, Ostönnern, Sassendorfern und Lohnern fehlt auch Gottwald jegliches Verständnis, warum das Verkehrsministerium zwischen Werl und Geseke den legendären Straßennamen Bundesstraße 1 ausradiert und ihn durch die schnöde „L 969“ ersetzt hat. Offiziell, so argumentieren die Bürokraten, wegen der Nähe zur Autobahn, die angeblich keine parallel laufende Bundesstraße in ihrer Umgebung dulde. Zusammen mit seinem holländischen Freund Fred Limpens, mit dem er vor Jahren schon der „Lindenstraßen“-Akteurin „Mutter Beimer“ alias Marie-Luise Marjan das Lied „In meiner Straße“ schrieb und produzierte, hat Gottwald nun auch den Amper Song kreiert: Die Melodie bleibt (schon wegen des Wiedererkennungs-Effekts) die alte, der Titel lautet „In meiner Straße Ampen B1“, und singen wird die 19-jährige Abiturientin Reva Gadhöfer aus Ampen.

„Die Filmaufnahmen fürs Video werden direkt auf der B1 in Ampen stattfinden“, berichtet Gottwald. Die Szene mit dem Autofahrer, der in die Mauer mit dem hässlichen Graffito „L 969“ rast, wird am Computer in das Video montiert. „In echt“ hingegen sollen Kinder aus der örtlichen Kita noch mitwirken und das Motto „An meiner Straße“ lauthals intonieren. Jochen Gottwald sprüht nur so vor Energie, wenn er „sein Projekt“ vorstellt. Um schon vorher möglichst viele Leute auf der Straße dafür „heiß zu machen“, hat er sich eigens von seinem früheren Bandkollegen und Schlagzeuger Willi Grundhöfer auffällige Einkaufsbeutel mit dem knalligen Logo „Ampen an der B1“ entwerfen lassen.

Beim Gang über den Markt und durch die Fußgängerzone haute fast jeder Zweite den altbekannten Soester an: „Was ist das denn?!“ Eine Frage, die Gottwald zu gern und höchst eloquent beantwortet – jedem einzelnen Interessierten.